Trauer um dein Haustier hat viele Gesichter

Was tun bei Trauer um das verstorbene Tier?

von | 19 Mrz, 2021 | Trauer

Trauer hat viele verschiedene Gesichter und ist sehr individuell – unabhängig, ob Du um Deinen Hund, Deine Katze, Dein Pferd, oder Deinen Hamster trauerst. Du glaubst, mit Dir stimmt etwas nicht?
Schmetterling

In diesem Beitrag widme ich mich den verschiedenen, emotionalen sowie körperlichen Trauersymptomen und teile meine Sofort-Hilfe mit Dir.

Meine Trauer in meiner Arbeit im Tierhospiz

Seit 2015 begleite ich vor allem Katzen in ihren letzten Lebensmonaten. Es sind mittlerweile sehr viele Tiere, die ich bis zum letzten Atemzug begleiten durfte. Durch meine Tierschutz-Arbeit, die ich auch Tierhospiz-Arbeit nenne, kommen sehr viele alte, kranke auf jeden Fall pflegebedürftige Tiere aus den Tierheimen zu mir. Die Lebenszeit dieser Tiere ist meist absehbar begrenzt und darauf kann ich mich sehr gut einstellen. Meistens sind es Katzen, die schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben, sich draußen durchschlagen mussten und es ihnen an Schutz und Fürsorge fehlte. Ich gebe alles, um diesen Tieren noch einmal ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit geben zu können. Wenn sich so ein Tier öffnet und vertraut, ist das ein großes Geschenk für mich. So bin ich tatsächlich in Frieden, wenn meine Schützlinge ihren letzten Weg gehen und ich gebe ihnen den sicheren Rahmen, sterben zu dürfen, wie sie es sich wünschen. Das fühlt sich für mich stimmig und rund an, eine emotionale Distanz hilft mir dabei. Die Freude über schöne letzte Wochen überwiegt. Manchmal sterben Tiere unerwartet, bei denen ich mir mehr Zeit gewünscht hätte. Solch ein Verlust trifft mich dann schon sehr viel mehr, Tränen dürfen fließen und ich bin manchmal auch wütend und möchte es nicht wahrhaben. Diese Gefühle sind normal und menschlich. 

Trauer und Schmerz bei engen Bindungen

So rund und stimmig, wie in meiner Tierhospiz-Arbeit, ist es bei mir privat auch nicht. Mir geht es bei meinen eigenen Tieren wie jedem liebenden Tierhalter. Ich habe auch Seelentiere verloren, die immer da waren und zu mir gehörten, seit sie jung waren. Die mich begleiteten und die alle mit der Intention zu mir kamen, ihr Leben mit mir zu verbringen. Zu meinen eigenen Tieren habe ich diese besondere enge Verbindung, die Du sicher auch kennst. Unsere Seelentiere sind ein Teil von uns und wir teilen Höhen und Tiefen unseres Lebens mit ihnen. 

Wenn so ein geliebtes Tier stirbt, dann bricht eine Welt zusammen und der Schmerz des Verlustes ist kaum in Worte zu fassen. Ich habe bisher vier Seelentiere verloren und sie alle haben tiefe Kerben in meinem Herzen hinterlassen.
Ich habe die Abschiede alle ähnlich intensiv und doch unterschiedlich erlebt. So empfinde ich es auch bei viele anderen trauernden Tierhaltern: wir trauern alle ähnlich und dennoch so individuell und vielschichtig. Jeder hat seine eigene Art, mit Schmerz und Trauer umzugehen, dabei gibt es kein richtig oder falsch. In der Trauer sind wir maskenlos und mit den unterschiedlichsten Emotionen konfrontiert. 

Ich möchte Dir einen Überblick darüber geben, was Du in Deiner Trauer alles fühlen und erleben kannst. Falls Du denken solltest – oder andere es Dir sagen sollten – mit Dir stimmt etwas nicht, kann ich Dir jetzt schon sagen: nein, das ist alles ganz normal!

Emotionale Symptome in einem Trauerprozess

Über völlige Hilflosigkeit, emotionale Zusammenbrüche, Weinkrämpfe oder Taubheit, in der Du gar nichts fühlst, hat die Trauer viele verschiedene Gesichter. 

Sich abgeschnitten und taub fühlen, ohne Gefühle zu spüren, kann eine unbewusste Bewältigungsstrategie sein, um auszuhalten, was kaum auszuhalten ist. Du verfällst dann evtl. in ein automatisches Reagieren und alles ist innerlich leer. 

Die Situation kann Dir den Boden unter Deinen Füßen wegziehen. Völlige Verzweiflung kann aufkommen, Du denkst Du bist in einem Albtraum und fragst Dich, wann Du endlich daraus erwachst. Du wachst morgens auf und realisierst erneut, dass Dein Tier nicht mehr lebt. Du kannst Dich sehr alleine oder ungeliebt fühlen, deprimiert oder es können Schuldgefühle in Dir aufkommen. Vielleicht denkst Du, Du hast etwas Falsches getan oder der Abschied hätte vermieden werden können. Es kann passieren, dass Du in manchen Momenten sehr wütend bist, auf Dich selbst oder andere. Du vermisst Dein Tier so unendlich, es ist jedes Mal ein Stich in Dein Herz, wenn Dir erneut bewusst wird, dass es nicht mehr wiederkommt und Du es nicht mehr berühren, mit ihm sprechen kannst. Du hast vielleicht Angst, wie es weiter gehen soll, wie Du Dein Leben weiterleben sollst. Manche Tierhalter möchten direkt alle Tiersachen wegräumen, manche brauchen die Gegenstände, die sie an ihre Tiere erinnern und sammeln Fell oder Schnurrhaare, die an einem besonderen Ort aufbewahrt werden. All diese Gefühle und noch viele mehr, sind Teil des Trauerns. Schäme Dich bitte nicht dafür! 

Wenn auch der Körper verrückt spielt

Eine emotionale Ausnahmesituation hat immer auch Auswirkungen auf Deinen Körper. Es kann zu Erbrechen oder Appetitlosigkeit kommen. Es kann aber auch sein, dass Du das Bedürfnis hast, viel zu Essen. Du kannst körperliche Schmerzen wie Kopf- oder Rückenschmerzen bekommen. Eine Empfindlichkeit gegenüber Geräuschen oder allgemein Eindrücken von Außen ist nicht selten. Deine Augen können auch durch häufiges Weinen weh tun, sie sind angeschwollen und gereizt. Das Bedürfnis nach vielem Reden oder auch nach völligem Rückzug kann aufkommen. Du kannst zerstreut sein, findest Deine Sachen nicht mehr, fühlst Dich ruhelos. Du kannst wild träumen, kannst nicht mehr schlafen oder möchtest am liebsten Schlafen, da trauern auch unheimlich anstrengend ist und auch eine Fluchtmöglichkeit bietet. Es kann sein, dass Du Deine Umgebung verändern möchtest und Dir die körperliche Aktion hilft und als Ventil dient. Vielleicht möchtest Du jetzt sofort den Keller aufräumen oder Dein Wohnzimmer streichen. 

Wann brauchst Du therapeutische Hilfe?

Wenn Du solche Reaktionen noch viele Monate nach dem Tod Deines Tieres hast oder wenn Du das Bedürfnis bekommst, Dich selbst zu verletzen oder Suchtverhalten entsteht, ist es absolut hilfreich, Dir professionelle Hilfe bei einem Therapeuten zu holen. Auch bei einem traumatischen Verlust ist es sehr wichtig, das Trauma aufzuarbeiten, denn erst dann kann Trauerarbeit funktionieren.

Generell sind alle genannten Symptome auf emotionaler oder körperlicher Ebene nach einem Verlust Deines Tieres völlig normal und sie dürfen sein! Erlaube Dir bitte auch, bewusst zu trauern und auch die körperlichen Symptome bewusst zu spüren, denn sie sind auch ein Ventil. Gefühle verdrängen und tief in Dir vergraben führt dazu, dass sie irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt aufbrechen.

Meine Hilfe fuer Dich

Vor allem in akuten Situationen, in denen überwältigende Gefühle auftreten, möchte ich Dir eine kleine, aber wirksame Hilfe an die Hand geben.

  1. Schmerz, Trauer, Wut… Was fühlst Du gerade auf? Sieh hin, nimm es wahr und nimm es an. Stelle Dir Deine Gefühle wie Gewitterwolken vor, die über Dir schweben und über Dich hereinbrechen.
  2. Atme bewusst ein und aus, versuche Dich zu beruhigen, Dich zu Erden. Stehe dabei fest auf dem Boden und lehne Dich gerne an, um Stabilität zu fühlen. Stelle Dir vor, wie die Gewitterwolke weiterzieht.
  3. Suche Dir eine beruhigende, positive Affirmation (einen positiven Satz) und spreche die Worte oder denke sie, fühle in das positive Gefühl hinein. Zum Beispiel: „Alles wird gut. Ich bin ganz ruhig“ Es ist Dein Anker, an dem Du Dich festhalten kannst.

Ich habe als Unterstützung für Dich dazu die SOS-Wolke entwickelt, die Du auf meiner Website kostenlos bekommst. Drucke und schneide Dir die Wolken aus wenn Du magst und nutze gerne auch die Beispiele der Affirmationen, die ich für Dich zusammengestellt habe.   

SOS-Wolke – Soforthilfe

Du bist in einer akuten Trauer-Situation? Mit der SOS-Wolke kommst Du in zwei Schritten von Trauerschmerz zu Halt und innerer Ruhe – zum ausdrucken und ausschneiden, wenn Du möchtest.

Soforthilfe downloaden

Wenn Du Dir darüber hinaus Unterstützung bei der Trauerbewältigung wünschst, komme gerne in den Wolkenfrei-Onlinekurs, in dem die Teilnehmer in ihrem Tempo ihre Trauer verarbeiten und wir regelmäßig uns in der Gruppe austauschen und Halt geben. 

Alles Liebe für Dich,
Deine Vanessa

Mehr über mich

Hi, ich bin Vanessa. Ich bin Trauerbegleiterin für Tierhalter und leite ein Tierhospiz. Durch meine Hospizarbeit mit Tieren und meine eigenen Tier-Verluste war und bin ich oft mit Verlust und Trauer konfrontiert.

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1 Kommentar

  1. Thomas Richter

    Unserer Hund war eine Wasserratte. Sie ist immer kopfüber ins Wasser gesprungen und war nicht mehr zu halten, wenn Sie Wasser sah. Eines Tages fiepte sie leicht beim reinspringen. Wir dachten, dass Sie sich ein Splitter eingezogen hat aber es wurde nicht besser.. eher viel schlimmer. Also sind wir zum Tierarzt gegangen . Der Tierarzt schaute sich die Pfote an und sagte, dass es nichts wäre und schickte uns weg. Die Tage vergingen und (Jule so hieß Sie) jaulte bei jeder Bewegung und lag nur noch unter dem Tisch. Also sind wir nochmal zum gleichen Tierarzt gegangen. Der röngte ihre Pfote, nahm Blut ab und sagte, dass sie wahrscheinlich simuliert aber schickte uns zum anderen Tierarzt. Am nächsten Tag gingen wir dann zu diesem Tierarzt.. Er schaute sich Jule an und Röntge ihre Schulter. Er zeigte uns das Röntgenbild.. Man sah keine richtige Schulter mehr. Der Knochenkrebs hat ihre ganzen Knochen zerfressen und sie lebte nur noch für uns. Es war so schlimm, dass sie Morphium für ihren letzten Tag bekam. Sie durfte an dem Tag alles essen, was Sie wollte, denn am nächsten Tag, erlösten wir sie.

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